Energiemanagement: Das Konzept der „Streichhölzer“ im Kampfsport

Du steigst in den Kampf ein, „brutal bereit“ – ein großartiger Start, heftige Schlagwechsel, aggressives Ringen, ein starker Griff in der Endphase… Der Gegner „überlebt“, und nach der ersten Minute der Dominanz verwandelt sich für dich alles in ein Albtraum. Kommt dir das bekannt vor?
Dieses Szenario wiederholt sich häufig im Kampfsport, insbesondere bei Kämpfern zu Beginn ihrer Karriere. Ein enormer Adrenalinschub und der Wunsch nach Dominanz in den ersten Momenten des Kampfes führen oft zu einem übermäßigen Energieverbrauch. Danach folgt ein plötzlicher Einbruch des Tempos, Erschöpfung und die Unfähigkeit, weiter auf hohem Niveau zu kämpfen. Das Hauptproblem dieses Szenarios ist nicht mangelnde körperliche Fitness, sondern falsches Energiemanagement – oder anders gesagt: das „Verbrennen aller Streichhölzer“ direkt zu Beginn des Kampfes.
Das Konzept der Streichhölzer
Diese großartige Metapher habe ich von Mladen Jovanović im Not Ordinary Podcast gehört. Mladen gab ein Beispiel aus dem Radsport, das mir erheblich dabei geholfen hat, das Energiemanagement im Kampfsport zu erklären.
Im Radsport wird der Ausdruck „Streichhölzer verbrennen“ als Metapher für die Verwaltung von Energie und Aufwand während eines Rennens verwendet. Stell dir vor, dass jeder Radfahrer zu Beginn des Rennens eine „Schachtel Streichhölzer“ besitzt. Jedes Streichholz steht für eine intensive Anstrengung, wie z. B. einen Sprint oder eine Bergauffahrt. Damit der Radfahrer das Rennen erfolgreich beendet, muss er sorgfältig wählen, wann er ein „Streichholz anzündet“, um genug Energie für die entscheidenden Momente zu bewahren.
Ähnlich verhält es sich im Kampfsport. Kämpfer müssen ihre Energie während des Kampfes klug verwalten. Versuche, einen Knockout zu erzielen, Takedowns, Submissions oder intensive Grappling-Sequenzen zehren die Kräfte des Kämpfers auf, genauso wie das „Verbrennen eines Streichholzes“ beim Radfahrer Energie kostet. Ein Kämpfer muss strategisch entscheiden, wann er maximale Anstrengung investiert und wann er Energie durch die Kontrolle von Position, Tempo oder Distanz zurückgewinnt.
Das „Verbrennen von Streichhölzern“ als mächtiges Werkzeug im Kampfsport
Energiemanagement, also die Fähigkeit, den richtigen Moment für das „Anzünden eines Streichholzes“ im Kampf zu erkennen, wird durch Zeit und Erfahrung erworben – sprich, durch Kämpfen. Dazu zählen nicht nur Wettkämpfe, sondern auch Sparring, ob frei, begrenzt oder situativ. Man muss nicht viele Wettkämpfe bestritten haben, um dieses Werkzeug zu besitzen.
Prinzipien, die helfen, dieses Werkzeug optimal einzusetzen:
- Fokus bewahren – Ruhe trotz Bedrohung und physischer Erschöpfung.
- Prioritäten setzen – Genau wie ein Radfahrer entscheidet, wann er sein „Streichholz“ für einen Sprint entzündet, wählt ein Kämpfer den richtigen Moment für entscheidende Aktionen wie einen Takedown, einen Submission-Versuch oder einen finalen Schlag.
Das „Verbrennen von Streichhölzern“ ist nicht nur eine hilfreiche Metapher, sondern ein Werkzeug, das die Art und Weise verändern kann, wie Kämpfer ihre Kämpfe angehen. Die Fähigkeit, den richtigen Zeitpunkt für maximale Anstrengung zu erkennen – und ebenso zu wissen, wann man Energie sparen sollte – kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.